Nueva Esperanza

Mit der Gemeinde Nueva Esperanza ist keine formelle Partnerschaft geschlossen worden. Jedoch ist eine Partnerschaft in der Praxis entstanden. Dies ist durch die vielen gegenseitigen Besuche bedingt. Dies hat auch etwas mit einzelnen Personen zu tun, wie Soledad Guardado und insbesondere aufgrund der jahrelangen erfolgreichen Zusammenarbeit mit Gloria Núñez, die für die Eine-Welt-Gruppe Wesel die Projektverantwortliche vor Ort ist.

Die in Nueva Esperanza lebenden Menschen kommen fast alle aus San Miguelito in Chalatenango. Im Jahr 1980 nahmen die Repressalien durch das Militär zu. Sie brannten alle Häuser nieder. In diesen Jahren richtete das Militär an vielen Orten Massaker unter der Zivilbevölkerung an. So wurden über 1.000 Zivilisten in Chalatenango in den Rio Sumpul, dem Grenzfluss zu Honduras, getrieben. Nicht nur das salvadorianische Militär, sondern auch das honduranische Militär auf der anderen Seite des Flusses schossen auf die flüchtenden Menschen. Mehr als 600 Menschen wurden dabei getötet. Das Wasser färbte sich rot. Bei einem Massaker in El Mozote in Morazán wurden 1.000 Menschen vom Militär umgebracht.

Im August 1980 flüchteten mehrere hundert Menschen in den Keller der Kirche von "San Roque" im Stadtteil San Jacinto in San Salvador. Der größte Teil von ihnen aus Chalatenango, La Libertad und San Vicente. Dort lebten die Menschen bis zu zwei Jahre in dem Keller, konnten nicht ans Tageslicht, da das Militär die Kirche umstellt hatte und niemanden heraus ließ (Ausnahmen: das Hilfspersonal und Menschen aus der Solidaritätsbewegung). Es gab keine Kochmöglichkeit, da eine Lüftung nicht möglich war; lediglich eine Toilette stand mehreren hundert Menschen zur Verfügung.

Mehrfach drang das Militär in die Kirche ein und verschleppte Menschen. Von engagierten KirchenvertreterInnen erhielten die Flüchtlinge Hilfe und schöpften daraus ihre Hoffnung. Auch die später vom Militär ermordeten vier amerikanischen Ordensschwestern (Mariknoll) besuchten sie.

Da die Lebenssituation im Keller sehr extrem war, suchte man nach einer Alternative. Es war nicht einfach zu erreichen, dass die Flüchtlinge die Militärsperre um die Kirche herum passieren konnten. Durch den persönlichen Einsatz vieler solidarischer Menschen war es dann am 20.2.82 für die Flüchtlinge möglich nach Nicaragua ins Exil zu gelangen. Dort lebten sie mit etwa 1.000 Flüchtlingen in einer Landkooperative in der Nähe von León. Sie hatten unter den Sandinisten die Möglichkeit die Schule zu besuchen, eine Berufsausbildung zu machen und arbeiteten zusammen mit nicaraguanischen Campesinos auf dem Feld.

Im Mai 1990 entschieden sie sich im Rahmen einer biblischen Reflektion die Rückkehr nach El Salvador zu organisieren. Verstärkt wurde dieser Gedanke durch die verlorene Wahl der Sandinisten und weil sich die sozialen Bereiche weiter verschlechterten. Von der neuen nicaraguanischen Regierung wurden sie bedroht und alte Gutsbesitzer kamen, um ihnen das Land streitig zu machen. Zusammen mit den Hilfsorganisationen ACNUR und GOES begannen sie die Rückkehr vorzubereiten. Doch die salvadorianische Regierung wollte sie nicht als Gruppe zurück kommen lassen, sondern nur jede Familie einzeln. Sie führten Demonstrationen, Besetzungen und Hungerstreiks vor und in der salvadorianischen Botschaft in Managua durch.

Die Auseinandersetzungen zur Durchsetzung der Rückkehr dauerten acht Monate, bis sie dann am 20. März 1991 in El Salvador ankamen. Doch das Militär versuchte die Ansiedlung am Bajo Lempa zu verhindern. Mit Hilfe der örtlichen Bevölkerung, internationaler Unterstützung und durch die Anwesenheit von Kamerateams der verschiedensten Fernsehgesellschaften wagte es Gloria Núñez, damals erst 24 Jahre alt, in den LKW zu steigen und die Militärsperre zu durchbrechen. Glücklicherweise gaben die Soldaten nur Schüsse auf die Räder des LKWs ab.

Mit wenig Hab und Gut, mit internationaler Hilfe begann man Nueva Esperanza aufzubauen. Trinkwasser, Mais-Anpflanzungen und der Bau von Häusern waren die wichtigsten Dinge in den ersten Jahren. Gleichzeitig begann man, noch unter Bäumen, Unterricht für die Kinder zu organisieren. Genauso schnell wurde eine Gemeindeleitung unter basisdemokratischen Gesichtspunkten gebildet und eine Kooperative gegründet.


Weitergehende Informationen zur Geschichte von Nueva Esperanza, und hier insbesondere zur Vorbereitung und Durchführung der Rückkehr aus dem Exil in Nicaragua nach El Salvador, ist dem Interview zu entnehmen, welches Padre Angel mit Gloria im Jahr 1991 aufgenommen und viele Jahre später zu Papier gebracht hat. Wir haben dieses Dokument übersetzt. Über folgenden Link kommt man zu dem entsprechenden Dokument, welches bei Scribd hinterlegt ist:

Rücksiedlung der Gemeinde Nueva Esperanza

In den Jahren seit der Ansiedlung im Jahr 1991 konnten die Lebensbedingungen in Nueva Esperanza erheblich verbessert werden. Es wurden Steinhäuser gebaut, eine Schule und ein Institituto, eine Kirche, Kantine, Bibliothek, Bäckerei, Käserei, ein Computerzentrum, Gästehaus, Verwaltungsgebäude für die Gemeinde und Kooperative, eine Kindertagesstätte, und vieles mehr.



beim Hausbau 1991/1992
Computerzentrum





Kindertagesstätte

Kirche

Kantine

Büros der Kooperative und Gemeinde

Bücherei

Schule

Instituto

Bäckerei

Käserei

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