Während des Bürgerkrieges in El Salvador (1980 - 1992) gab es nicht "nur" kriegerische Handlungen unter den sich mit Waffen bekämpfenden Einheiten, sondern massenhafte Gewalttaten, Tötungen, Vergewaltigungen an der Zivilbevölkerung durch das salvadorianische Regierungsmilitär. Diese schlimmen Ereignisse prägen die Menschen immer noch. Viele der Überlebenden konnten erst Jahrzehnte nach den Massakern über das Erlebte sprechen.
Nachfolgend dokumentieren wir insbesondere das Massaker von "El Mozote" und "La Quesera".
11. Dezember 1981: Das Massaker von El Mozote
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Gedenkstätte am Ort des Massakers |
An diesem Tag kamen Einheiten der Regierungsarmee nach El Mozote im Departement Morazán. Sie nahmen Leibesvisitationen bei allen Dorfbewohnern und Vertriebenen aus den benachbarten Dörfern vor. Diese wurden dann gezwungen, sich in ihren Häusern einzuschließen. Am folgenden Morgen wurden alle herausgeholt und auf den Dorfplatz getrieben. Soldaten trennten Männer, Frauen und Kinder und sperrten sie in unterschiedliche Gebäude. Die Männer wurden verhört, gefoltert und ermordet, viele Frauen zu den nahe gelegenen Hügeln gebracht, vergewaltigt und an Ort und Stelle umgebracht. Die Restlichen wurden in den Gebäuden getötet. Die Kinder wurden zuletzt ermordet. Schließlich legten die Soldaten in den Gebäuden Feuer. Es gab keine Beerdigung der Toten; noch nach Wochen lagen die Leichen herum.
zahlreiche Massaker unter der Zivilbevölkerung durch das Militär
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Rufina Amaya,
die einzige Überlebende
des Massakers
(am 06.03.07 verstorben) |
Dieselben Einheiten ermordeten zur gleichen Zeit auch die Zivilbevölkerung in den Kantonen La Joya und Cerro Pando und den Dörfern La Rancheria, Jocote Amarillo und Los Toriles. Berichten zufolge wurden mindestens 767 Menschen bei diesen Massakern getötet, in einigen Fällen war es die gesamte Bevölkerung eines Dorfes. Die meisten Opfer waren Kinder, ältere Menschen und Frauen, unter ihnen ein drei Monate altes Mädchens, ein 105-jähriger Mann und eine Schwangere im neunten Monat.
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Identifizierung der Opfer |
Die Regierung leugnete rundweg, dass das Massaker überhaupt stattgefunden hatte, eine Haltung die von der damaligen Regierung der Vereinigten Staaten unter Ronald Reagan gedeckt und unterstützt wurde. Erst im Januar 1982 traten genauere Berichte und Beweise über das Massaker zu Tage, hauptsächlich durch Recherchen ausländischer Journalisten. Innerhalb El Salvadors wurde das Massaker aus der öffentlichen Aufmerksamkeit herausgehalten.
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Museum in El Mozote |
Exhumierungen, die 1992 und im Jahr 2000 auf Veranlassung durch das katholische Menschenrechtsbüro Tutela Legal durchgeführt werden konnten, belegen die Richtigkeit der Zeugenaussagen über das Massaker. Bis heute wurde jedoch niemand für diese Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen.
Weitere Infos
auf dieser Seite.
Massaker von La Quesera
Nach über 20 Jahren sprechen erstmalig Überlebende des Massakers in La Quesera (Bajo Lempa/Usulután), dass sich im Jahr 1981 ereignete, in der Öffentlichkeit über dieses grausame Geschehen. Sie haben begonnen, den Toten ein würdiges Andenken zu geben und ihre Erlebnisse zu verarbeiten
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provisorische Gräber |
Im Oktober des Jahres 1981 (21. - 28.10.81) attackierte das salvadorianische Militär, mit Unterstützung des Luftgeschwaders, die ländliche Zone von La Quesera, in der Provinz Usulután, wo mehr als 2.000 arme Bauern lebten. Das Ziel war, die zivilen Ansiedlungen dem Boden gleich zu machen und die Überlebenden zu terrorisieren. Zwischen 600 und 800 Kinder, Frauen und Männer wurden brutal ermordet und die Überlebenden vertrieben. Ihr Hab und Gut, einschließlich das Vieh, wurde vom Militärs zerstört. Auf der Flucht vor dem Terror blieb den Überlebenden keine Zeit ihre Toten zu beerdigen. Eine Tote konnten lediglich in aller Eile beerdigt werden, um sie vor den Tieren zu schützen. Hunderte der Menschen wurden vom Militär verbrannt, aus dem Helikopter in den Rio Lempa geworfen, lagen verlassen im Fluss oder ertranken beim Versuch die andere Seite des Flusses zu erreichen.
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Feier an der errichteten Gedenkstätte |
Mit Hilfe argentinischer Gerichtsmedizinerinnen konnten Überreste von ermodeten Menschen aufgefunden und (teilweise) identifiziert werden. Am 18.12.04 erstattet die Gerichtsmedizinerin gegenüber den überlebenden Angehörigen einen Bericht über das Ergebnis der Exhuminierungen.
Seit dem Jahr 2004 findet jeweils am 28.12. eine Gedenkveranstaltung in La Quesera statt. Es wurde ein kleine Gedenkstätte errichtet. Die Feierlichkeiten finden jeweils im Dezember statt, da es zum eigentlichen Jahrestag im Oktober wegen der Regenzeit und aufgrund der schlechten Wegstrecke und weil Flüsse durchquert werden müssen, nicht oder kaum möglich ist, diesen Ort zu erreichen. Diese Gedenkfeiern werden von der Kirchengemeinde Tierra Blanca, in Zusammenarbeit mit den Ordensschwestern des Pastoralen Zentrums in Nueva Esperanza, organisiert.
exhuminierte Leichen beigesetzt
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Beisetzung der sterblichen Überreste |
Am 28.12.2006 wurden die exhuminierten Leichen auf dem "Vogelhügel" (La Loma del Pájaro) in La Quesera in Anwesenheit von 400 Menschen feierlich und im Rahmen einer Messe und eines Kulturprogramms beigesetzt. Einige Tage zuvor fand in der Kirche von Nueva Esperanza eine Nachtwache statt, wo die Anghörigen von den Toten Abschied nehmen konnten. Nunmehr haben die Angehörigen mit dieser erstellten Gruft einen Ort, wo sie die Toten betrauern können - nach nunmehr 25 Jahren!
Eine etwas ausführlichere Dokumentation gibt es
hier.
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